Krieg in der Ukraine - Eine Herausforderung für uns alle!

Die Katastrophe in der Ukraine zeigt uns deutlich, dass unsere Möglichkeiten, weltpolitische Vorgänge zu beeinflussen, kaum gegeben sind. Vielmehr müssen wir lernen, mit Krisen – welcher Art auch immer – noch besser zu Rande zu kommen und psychische Widerstandskräfte zu mobilisieren.

Ein Angriffskrieg stellt einen Wendepunkt hinsichtlich des vorstellbaren Ausmaßes der Intensität solcher Katastrophen dar. Dass dies noch dazu in einem europäischen Land passieren kann, sprengt die Vorstellungskraft vieler Menschen.  Der Vorgang ist in das normale Denken und Erleben nicht einordenbar. Das unendliche Leid des Krieges kennen die meisten Menschen in Österreich allenfalls aus den Erzählungen in Geschichtsbüchern.

Durch die mediale Berichterstattung und die sozialen Netzwerke wird das Thema noch präsenter im Bewusstsein: „Bad news are good news“ – in diesen schnelllebigen Zeiten leben viele Medien davon, möglichst aufregende Neuigkeiten zu bringen – und seien die Ereignisse noch so dramatisch. Immer mehr Medien und immer schnellere Kommunikationstechnologien bewirken, dass der Mensch rund um die Uhr mit Nachrichten berieselt wird, auch dann, wenn er es gar nicht will. Man kann sich der medialen Überflutung kaum entziehen und weiß auch zum Teil nicht, ob das Berichtete stimmt. Denn insbesondere die sozialen Netzwerke leben gut von „Fake-News“ (Falschmeldungen) und Übertreibungen.

Viele Menschen werden vor allem durch die andauernden bedrohlichen Szenarien nachhaltig geängstigt. Fürchterliche, spektakuläre Bilder dringen tief ins Unterbewusstsein und lassen die Psyche rat- und schutzlos zurück. Nicht wenige sind schon grundsätzlich destabilisiert nach dieser langen Covid-19-Pandemie.

Diese Ereignisse stellen darüberhinaus eine Anfrage an unsere Lebenssituation insgesamt dar. Was ist wirklich wesentlich im Leben? Was brauchen wir tatsächlich, um unsere Grundbedürfnisse zu stillen und inwieweit wird in Österreich darauf geachtet, dass wir hier alles haben, um in Würde leben zu können? Soll wirklich alles machbar sein, sollen wir uns wirklich alles leisten können? Dürfen wir die Möglichkeiten der modernen Technik mit dem Schielen auf unbegrenztes Wachstum rücksichtslos nützen? Ist uns klar, dass wir eben nicht alles in der Hand haben und dass es leider weiterhin Katastrophen geben wird? Nutzen wir die Technologien mit entsprechender Demut bzw. folgt gerade die Wissenschaft einer notwendigen Ethik, die den Menschen mit seinen umfangreichen Begrenztheiten in den Mittelpunkt stellt? Fragen über Fragen, die auch vor der Pädagogik nicht Halt machen sollten. Nämlich die Grundfrage immer wieder zu diskutieren, wie ein Leben in Verantwortung gelingen kann und wie wir fähig werden, mit Belastungen zu leben.

 

Zunächst geht es aber darum, die krisenhaften Ereignisse zu bewältigen. Gerade Kinder tun sich besonders schwer, die allgegenwärtigen Krisenbilder zu verkraften. Ein Gesprächsangebot sollte vor allem dann unterbreitet werden, wenn Kinder/Jugendliche konkrete Frage bzw. Sorgen haben.

Das Gespräch sollte folgende Zielsetzungen im Auge behalten:

  • Die Sachverhalte müssen zunächst altersgemäß erklärt und sachlich erläutert werden. Menschen müssen Bescheid wissen, was überhaupt los ist und diese Dinge – so gut es geht je nach Entwicklungsstand – verstehen können.
  • Es geht darum, Ängste, Befürchtungen, Fragen usw. ernst zu nehmen.
  • Der Hinweis ist hilfreich, dass hier bei uns keine unmittelbare Kriegsgefahr besteht. Wichtig ist, dass junge Menschen hören, dass in der westlichen Welt umfangreiche Maßnahmen gesetzt werden, um eben noch Schlimmeres zu verhindern. Das Motto heißt „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“. Eine Vielzahl von konkreten Aktivitäten am Krisenort bzw. durch die internationale Gemeinschaft soll bewirken, dass eine noch größere Katstrophe verhindert wird. Die Menschheit besitzt sehr viel Wissen und Ressourcen, um auch mit sehr großen Problemen fertig zu werden.
  • Wichtig ist auch der Grundsatz, eigene Ressourcen in der Krise zu stärken. Was/wer hat den Kindern/Jugendlichen bisher geholfen, um mit Krisenerfahrungen umzugehen bzw. wie können diese sich selbst helfen?
  • In einer Zeit, in der Medienkonsum und Informationsüberflutung ganz allgemein ansteigen, stellt sich auch die Frage, wie mit der permanent greifbaren Informationsfülle mündig umgegangen werden bzw. wie man sich vor schädlicher Informationsüberflutung schützen kann. Es gilt auch, zwischendurch bewusst auf Medienkonsum zu verzichten.

Krisen sind Teil des menschlichen Lebens, es ist wichtig für ein geglücktes Leben, auch Krisenbewältigungserfahrungen verarbeiten zu lernen. Auch wenn das Auftreten von Krisen nie angenehm ist.

Das Bildungsministerium stellt zur altersgerechten Aufarbeitung der dramatischen Ereignisse in der Ukraine Unterlagen zur Thematisierung im Unterricht bereit: Sie finden diese  unter https://www.politik-lernen.at/ukraine. Auch die Eduthek  wurde um Unterrichtsmaterialien zu dieser Thematik erweitert https://eduthek.at/current_resources.

Wir möchten zudem auf das Angebot für Schülerinnen und Schüler hinweisen, über die Hotline der Schulpsychologie kostenlos, vertraulich & anonym über die Ereignisse zu sprechen: 0800 211320 (Mo - Fr 8 - 20 Uhr und Sa 8 - 12 Uhr). Auch unser enger Kooperationspartner RAT AUF DRAHT ist 24 Stunden, 7 Tage die Woche für Sie erreichbar. Unter 0664 88380377 erhalten Schülerinnen und Schüler psychosoziale Beratung in Russisch oder Ukrainisch.

Last but not least: Auch diese Krise wird hoffentlich einen Beitrag leisten zur Weiterentwicklung der Menschheit. Leider sind solche Krisenszenarien mit unermesslichem Leid verbunden.
Die Weltgeschichte lehrt uns, dass Menschheits-Entwicklungen in Phasen verlaufen, das Pendel schlägt in längeren Perioden in beide Richtungen aus.

 

Mit freundlichen Grüßen

HRin Elisabeth Meixner, BEd

Bildungsdirektorin

HR Dr. Josef Zollneritsch

Leiter Abteilung Schulpsychologie und Schulärztlicher Dienst

 

Veröffentlicht am 03.03.2022